Rosenheimer Triathleten im Wartestand
Nicht nur die Profis sind von der weltweiten Corona-Pandemie betroffen, auch die Sportler des BaderMainzl TriTeams TSV 1860 Rosenheim können seit Mitte März nicht mehr in vollem Umfang ihrem Training nachgehen. Einige Mannschaftsmitglieder mussten bereits Wettkampfabsagen und –verschiebungen hinnehmen.
Die Triathleten der Rosenheimer 60er spulen normalerweise von Oktober bis April dreimal pro Woche in Hallenbäder ihre gemeinsamen Schwimmeinheiten ab und absolvieren teilweise noch zusätzliche Einheiten im Hans-Klepper-Hallenbad. Dazu finden nach Absprache gemeinsame Ausfahrten auf dem Rad statt. Und das Training auf der Laufbahn im Rosenheimer Jahnstadion sollte inzwischen auch schon wieder im Gange sein. All dies ist seit Mitte März nicht mehr möglich. Jeder muss nun für sich allein trainieren – Radfahren und Laufen, in der Hoffnung, dass im Sommer doch noch die Wettkampfsaison beginnen kann.
„Schlimm finde ich die mentale Komponente“, so der im März neu gewählte Abteilungsleiter Christopher Heick“, der ergänzt „keine Wettkämpfe, keine Motivation, keine Kameraden, die einen ziehen“. Trotzdem ziehen sich die Teammitglieder in der gemeinsamen whatsapp-Gruppe und über Apps, in denen man die Trainingseinheiten anderer Mannschaftmitglieder verfolgen kann, immer wieder aus diesem Sumpf heraus. Kurztriathlon in Kaltern, Challenge St. Pölten, Challenge Kaiserwinkl-Walchsee (ETU Europa-Meisterschaft), Schliersee-Triathlon und die kleinen, aber doch immer beliebten Triathlons in Kirchbichl, Bad Tölz und Thiersee sind Corona schon zum Opfer gefallen. Besonders schade findet Gerd Fischer die Absage des Alpen-Triathlons Schliersee, der in diesem Jahr bei der 33.Auflage auch zum 33.Mal bei dieser Veranstaltung am Start gewesen wäre.
Markus Kempf plante für Juli den Ironman Austria in Klagenfurt, der nun auf 20.September verschoben ist. Sein großes Ziel lautet, sich für die WM auf Hawaii zu qualifizieren. „Wettkämpfe sind das Salz in der Suppe, wichtig ist jedoch zu aller Erst, dass die Sicherheit für alle Helfer, Zuschauer und Athleten gewährleistet ist“, so Kempf, der zum einen froh ist weiterhin draußen trainieren zu können, wobei auch die ein oder andere Indoor-Einheit auf der Rolle dabei ist, aber auch nicht immer gerne allein unterwegs ist. „Schwimmen findet natürlich seit sieben Wochen überhaupt nicht mehr statt, das wird lange dauern bis mein alter Zustand wieder erreicht ist“, meint der ehemalige Eishockey-Profi.
Mit Johannes Bergmann gibt es einen zweiten 60er, der das Ziel Ironman-WM auf Hawaii nicht aus den Augen verlieren möchte. Er hat sich zuletzt am rechten Meniskus operieren lassen, damit er wieder beschwerdefrei laufen kann und wird dann für den Ironman Cozumel/Mexico am 22.November trainieren. Nach seinem fünften Platz im Jahr 2017 in der Altersklasse 60 greift er als Age Grouper dieses Jahr in der Altersklasse 65 nach dem WM-Slot für 2021. Auch Steffi Walther (AK 20), eine der jüngsten im BaderMainzl TriTeam, hat Corona eine bittere Absage eingebracht. Sie plante nämlich für Juni einen Start bei der Studenten-WM in Ungarn, bei der sie durchaus Medaillenchance hatte.
Julian Sparrer hofft hingegen noch auf seinen persönlichen Saisonhöhepunkt: „Ich habe mich im letzten Jahr bei der Challenge Mitteldistanz Walchsee für die Altersklassen-WM 2020 in Samorin (Slowakai) qualifiziert. Dieses Rennen hätte Ende Mai stattfinden sollen und ist vorerst auf Mitte August verschoben worden. Es ist allerdings mehr als fraglich, ob es dieses Jahr stattfinden wird“. Und so kämpft sich auch Sparrer alleine auf dem Fahrrad und beim Laufen durch und hofft, dass die Seen schnell einigermaßen warm werden.
Doch die Triathlon-Abteilung der 60er ist vielseitig. So konzentrieren sich manche Sportlerinnen und Sportler vorwiegend auf Laufveranstaltungen oder Rennen im Freiwasserschwimmen. Die neu gewählte stellvertretende Abteilungsleiterin Eva Iden plante zwar für dieses Jahr keine großen Wettkämpfe, freut sich aber dennoch auf die regionalen Bergläufe zur Schuhbräualm, Asten und auf den Heuberg. Sie hatte noch großes Glück, dass sie beim Crosslauf in Bad Endorf und beim Winter Mountainman Wintertrail in Reit im Winkl (Sieg über 24,4 Kilometer und 700 Höhenmeter in der AK 40) starten konnte. „Der Chiemgau Trail Run wäre nun im Mai gewesen und wurde verschoben, leider fällt der Termin nun mit dem Simsseehalbmarathon zusammen. Nun mache ich viele Läufe in einem Radius von etwa zehn Kilometer von zu Hause aus und sammle auch Kilometer auf dem Rennrad“, so Iden, die noch ergänzt „was mir wirklich fehlt, sind die Trainingskollegen und das gemeinsame Training“. Auch für Peter Lindl ist die Motivation derzeit schwer. Kurzarbeit im Betrieb, berufliche Unsicherheit und dazu immer mehr abgesagte Wettkämpfe zehren auch an ihm. Geplant waren der Halbmarathon in Wien, die Triathlons in Erding, am Chiemsee, in Schliersee und Regensburg. „Vielleicht muss ich einfach den München-Marathon anvisieren und auf diese Durchführung hoffen“, so Lindl.
Besonders bitter sind die seit Mitte März geschlossenen Bäder für die Langstreckenschwimmer Leopold Lindauer und Oliver Nowotny. So fehlen Nowotny nicht nur mindestens 120 Trainingskilometer im Wasser, sondern auch das Mannschaftstraining, woraus er während der Hallensaison immer viel Motivation zieht und die Grundlagen- und Schnelligkeitsausdauer für den Sommer legt. Dennoch hat er sein Ziel, den Schwimmmarathon über zehn Kilometer durch den Hallstätter See am 1.August noch nicht aus den Augen verloren. „Die anderen haben ja denselben Trainingsrückstand, dann wird es eben ein langsameres Rennen. Die Hauptsache ist jedoch, dass wir überhaupt schwimmen können und ich freue mich bei den Wettkämpfen auch die Aktiven aus den anderen Vereinen wieder zu treffen.“ Und sollte der Hallstätter See abgesagt werden müssen, bleibt noch die Hoffnung auf ein paar Rennen im Alpen Open Water Cup, dessen zweite Saisonhälfte mit den Rennen im Hechtsee, Fuschlsee, Chiemsee und Tegernsee erst ab Mitte August geplant ist.
Etwas anders sieht Dennis Eiken die Lage. „Für meinen Teil ergibt sich der Antrieb zu den Aktivitäten nicht allein durch Wettkämpfe. Wichtig ist die Energie aus dem Willen die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern und die Gesundheit zu fördern. So nehme ich mir derzeit längere Radtouren, zum Beispiel zum Bodensee oder spezifische Pässe oder Überquerungen vor, die ich bislang noch nicht umgesetzt habe. Da die Infrastruktur geschlossen ist und ein gemeinsames Training untersagt und aktuell unverantwortlich ist, erfolgt das Rad- und Lauftraining allein und im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten. Statische Kraft- und Entspannungseinheiten nehmen einen größeren Raum ein, Bücher lesen und mehr Zeit für die Familie tut ebenfalls sehr gut“.
Oliver Nowotny